Der Fabulant Laborbericht - Die Reichsbürger-Ideologie im Rabbit Hole

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Die Studie „Die Reichsbürger-Ideologie im Rabbit Hole“ wurde im November 2024 von dem Projekt "Der Fabulant" veröffentlicht, das am Zentrum für angewandte Deradikalisierungsforschung (modus|zad) angesiedelt ist, veröffentlicht. Ziel der Untersuchung war es, die digitale Kommunikation und Ideologie der Reichsbürgerszene systematisch zu analysieren. Grundlage bildet ein quantitatives und qualitatives Monitoring von über 405.700 Telegram-Nachrichten in 40 einschlägigen Kanälen zwischen Januar 2021 und September 2024.

Im Zentrum der Ideologie steht die Delegitimierung der Bundesrepublik Deutschland, die als „Scheinstaat“ unter alliierter Verwaltung dargestellt wird. Die Analyse zeigt, dass sich Reichsbürger häufig in Versatzstücken verschiedenster Verschwörungsnarrative bedienen – etwa dem Bevölkerungsaustausch, der Neuen Weltordnung oder dem Great Reset – um ihre staatsfeindliche Weltsicht zu stützen. Methodisch kombiniert die Studie eine digitale Textauswertung mit inhaltlicher Kategorisierung, wodurch auch temporale Entwicklungen – etwa Peaks bei politischen Großereignissen – sichtbar gemacht wurden. Auffällig ist die kontinuierliche pro-russische Haltung: Russland und Präsident Putin werden regelmäßig als Verbündete gegen westliche Eliten und als Hoffnungsträger für deutsche „Souveränität“ inszeniert. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die Reichsbürger-Propaganda ein konsistentes ideologisches Fundament mit gefährlichem Radikalisierungspotenzial aufweist, das gezielte politische Interventionen erfordert.